Ein persönliches Vorwort
Heute jährt sich der fünfte Todestag meines Vaters, Thomas R. P. Mielke. Dies ist ein Anlass, innezuhalten und auf sein beeindruckendes literarisches Schaffen zurückzublicken. Mit dieser kleinen digitalen Werkschau möchte ich dazu beitragen, sein Werk zu würdigen, sein literarisches Erbe sichtbarer zu machen und ihn als Mensch und Vater zu ehren.
Seine Romane, sei es im Bereich Science-Fiction oder historische Literatur, haben viele Leser begeistert und bewegt. Ich hoffe, diese Seite bietet Interessierten, Fans und Verlagen einen kompakten Überblick über seine Veröffentlichungen und die Möglichkeit, sich weiter mit seinem Werk auseinanderzusetzen.
Sollten Sie Ergänzungen, Korrekturen oder persönliche Erinnerungen oder Anekdoten über meinen Vater teilen wollen, beispielsweise aus Begegnungen, Korrespondenzen oder Lesungen, würde ich mich sehr freuen, von Ihnen zu hören.
Herzlichen Dank fürs Lesen.
– Marcus O. Mielke
Biografie
Thomas Rudolf Peter Mielke wurde am 12. März 1940 in Detmold geboren. Als Sohn eines Pastors wuchs er zunächst im Ostharz und später in Rostock auf. Mit 15 Jahren verließ er seine Heimat und zog allein in den Westen Deutschlands. In seiner Jugend arbeitete er unter anderem als Schiffsschmied und Gärtner. Nach einer Ausbildung zum Fluglotsen absolvierte er ein Studium an der Hamburger Werbeakademie. Über drei Jahrzehnte war er als Texter, Konzeptioner und Creative Director in internationalen Werbeagenturen tätig. Zu den bedeutenden Werbekampagnen, die er mitprägte, gehören der Slogan „Berlin tut gut“ und die erste Anti-AIDS-Kampagne mit dem Slogan „Mach’s mit“. Zudem war er maßgeblich an der Entwicklung des Kinder-Überraschungseis bei Ferrero in Italien beteiligt.
Parallel zu seiner Werbekarriere verfolgte Mielke seine Leidenschaft für das Schreiben. Sein literarisches Debüt gab er 1961 mit dem Science-Fiction-Roman „Unternehmen Dämmerung“, den er unter dem Pseudonym Mike Parnell veröffentlichte. In den 1960er- und 1970er-Jahren schrieb er unter verschiedenen Pseudonymen wie Roy Marcus, Marcus T. Orban und Michael C. Chester. Er war einer der wenigen Autoren, die erfolgreich vom Heftroman ins Taschenbuchformat wechselten, wofür er besondere Anerkennung erhielt.
Gemeinsam mit Rolf W. Liersch entwickelte er die visionäre Science-Fiction-Serie „Die Terranauten“, die sich bereits früh mit Themen wie Klimawandel und Globalisierung auseinandersetzte. Seine politische Weitsicht zeigte sich besonders in seinem 1985 erschienenen Roman „Der Tag, an dem die Mauer brach“, in dem er den Fall der Berliner Mauer für das Jahr 1987 vorhersagte – eine Prognose, die damals als utopisch galt. Für diesen Roman wurde er 1986 mit dem Literaturpreis des Science Fiction Club Deutschland e. V. (heute Deutscher Science-Fiction-Preis) ausgezeichnet.
Neben Science-Fiction-Romanen veröffentlichte Mielke zahlreiche historische Romane. Werke wie „Gilgamesch. König von Uruk“, „Attila“, „Karl der Große“ und „Karl Martell“ basieren auf sorgfältiger historischer Recherche und wurden in mehrere Sprachen übersetzt. So wurde „Gilgamesch” beispielsweise 2010 vom Goethe-Institut ins Arabische übertragen, was seinen internationalen Erfolg unterstreicht.
Literarisches Werk
Science-Fiction-Romane (Auswahl)
Titel | Verlag / Serie | Jahr | Bemerkung |
---|---|---|---|
Achtung Sperrzone (als Roy Marcus) | Balowa / Gebrüder Zimmermann | 1961 | Frühes Werk |
Unternehmen Dämmerung (als Mike Parnell) | Widukind / Gebrüder Zimmermann | 1961 | Debütroman |
Verrat war seine letzte Chance (als Roy Marcus) | Balowa / Gebrüder Zimmermann | 1962 | Frühes Werk |
Grand Orientale 3301 | Heyne | 1980 | |
Der Pflanzen Heiland | Heyne | 1981 | |
Das Sakriversum – Der Roman einer Kathedrale | Heyne | 1983 | Kurd-Laßwitz-Preis 1984 für besten SF-Roman |
Der Tag, an dem die Mauer brach | Bastei Lübbe | 1985 | Literaturpreis SFCD 1986; Polit-Thriller |
Die Entführung des Serails | Bastei Lübbe | 1986 | |
Mythen der Zukunft | Bastei Lübbe | 1992 | |
Von Menschen gejagt | Das Beste (Unterwegs in die Welt von Morgen #133) | 1992 | |
Die Stadt in den Sternen | Das Beste (Unterwegs in die Welt von Morgen #137) | 1993 | |
Befehl aus dem Jenseits | Schneekluth | 1994 | |
Das Geheimnis des ersten Planeten | Schneekluth | 1995 | |
Die Hyänen des Alls (mit Jürgen Grasmück) | Mohlberg (Ad Astra #3) | 2007 |
Heftromane und Serien
Thomas R. P. Mielke war ein produktiver Autor von Heftromanen, insbesondere in den 1960er und 1970er Jahren. Viele erschienen im Zauberkreis-Verlag, häufig unter dem Pseudonym Marcus T. Orban.
Wichtige Serien:
- Zauberkreis Science Fiction (1966–1983):
Über 30 Romane, darunter Die Psychotechniker (1966), Irrtum vorbehalten (1966), Von Menschen gejagt (1970), Befehl aus dem Jenseits (1970), Die Stadt in den Sternen (1971), Das Ende der Logenmeister (1974) u.v.m. - Rex Corda – Der Retter der Erde (1966/1967):
Mindestens 9 Romane, darunter Die Bomben des Verräters, Flucht in den Hyperraum, Triumph über den Titanen. - Ad Astra (1967/1968):
Enthält Titel wie Die gnadenlose Jagd, Terra soll sterben!, Eiswelt soll brennen!.
Historische Romane
Neben der Science-Fiction verfasste Mielke zahlreiche historisch fundierte Romane, die international Anerkennung fanden:
Titel | Bemerkungen |
---|---|
Gilgamesch. König von Uruk | 2. Platz Kurd-Laßwitz-Preis 1988; 2010 vom Goethe-Institut ins Arabische übersetzt |
Inanna. Odyssee einer Göttin | |
Karl der Große: Der Roman seines Lebens | |
Attila. König der Hunnen | |
Karl Martell, der erste Karolinger | Später überarbeitet als Karl Martell – Roman eines „Königs“ |
Gold für den Kaiser. Ein Fugger-Roman | Später überarbeitet als Jakob der Reiche – Roman eines Bankiers |
Die Brücke von Avignon | Spielt 1314, mit Papst Clemens V. |
Die Rose von Avignon | Spielt 1328, mit Papst Johannes XXII. |
Der Palast von Avignon | Spielt 1342, mit Papst Benedikt XII. |
Die Varus-Legende | |
Coelln. Stadt, Dom, Fluss | Später überarbeitet als Colonia – Roman einer Stadt |
Würdigungen und Rezeption
- Jörg Weigand: „Thomas R. P. Mielke ist und bleibt ein ›Big Name‹ der deutschen Science-Fiction.“
- Uwe Weiher: „Thomas R. P. Mielke war ein Phänomen innerhalb der deutschen Science-Fiction-Szene.“
„Mehr war nicht, es war ein ruhiges, beschauliches Leben.“
Persönliches und Stil
Mielke interpretierte seine Initialen „R. P.“ scherzhaft als „Reine Phantasie“ – ein Motto, das seine kreative Bandbreite und seinen spielerischen Umgang mit Fantasie treffend beschreibt.
Er lebte zuletzt in Berlin, war verheiratet und hinterließ vier erwachsene Kinder.
In einem seiner letzten Interviews (2019) sagte er:
„Mehr war nicht, es war ein ruhiges, beschauliches Leben.“
Diese Worte drücken seine innere Zufriedenheit trotz eines bewegten Lebens aus.

Anlässlich des 80. Geburtstags von Thomas R. P. Mielke 2020.
Thomas R. P. Mielke verstarb am 31. August 2020 in Bernau bei Berlin.
Zusammengestellt von Marcus O. Mielke
Änderungen und Irrtümer vorbehalten
Fotos: Marcus O. Mielke (Alle Rechte vorbehalten)