Crossed – Monster Edition 1 & 2 von Garth Ennis

Crossed – Monster Edition 1 & 2 von Garth Ennis

Puh, das ist echt harter Tobak! Bei der Lektüre von „Crossed“ aus der Feder von Garth Ennis stößt man auf exzessive Gewalt, eklige Szenen und kranke Ideen, die mich persönlich oft an die Grenze des Erträglichen gebracht haben.

Ich kenne die Werke schon seit einigen Jahren und habe immer überlegt, ob ich sie rezensiere. Nun wage ich es, meine Meinung zu äußern und auch meine Abneigung zu zeigen, ohne etwas zu verherrlichen oder schönzureden.

Ganz ehrlich: Das ist definitiv nichts für schwache Nerven oder zartbesaitete Leser – und schon gar nichts für Kinder.

Man muss diese Geschichten nicht gelesen haben, um die Comic-Kultur zu verstehen. Gleichzeitig kommt man an ihnen kaum vorbei, wenn man sich – wie ich – intensiver mit dem Medium auseinandersetzt.

Das Werk von Garth Ennis ist geprägt von schwarzem Humor, der nicht selten die Grenzen des Geschmacks überschreitet. Dazu kommen wilde, manchmal wirre Geschichten, in denen Blasphemie, Witze auf Kosten von Minderheiten und exzessive Gewalt eine zentrale Rolle spielen.

Ob ich das gut finde? Ganz klar: nein!

Ich gebe zu, dass man abstumpft, wenn man zu viele Filme, Serien und Computerspiele konsumiert. Das ist aber auch in der Gesellschaft insgesamt zu beobachten.

Ich lache heute innerlich über vieles, was ich vor einigen Jahrzehnten noch als krank empfunden habe. Und ja, das wäre mit Sicherheit auf dem Index gelandet oder ist es noch.

Computerspiele und Shooter wie Wolfenstein, Duken Nukem, Rise of the Triad oder Doom sind gewaltverherrlichend und machten damals Spaß. Heute sind sie harmlos. Ich habe gerade Dead Island 2 auf der Xbox gespielt. Es war ganz nett, keine Frage. Aber eben auch nur Gewalt um der Gewalt willen im mittlerweile überstrapazierten Zombie-Ambiente.

Sogar eines meiner Lieblingsspiele, Red Dead Redemption 2, enthält teilweise Gewalt. Es ist realistisch und immersiv, auch wenn es in einigen Szenen sehr brutal zugeht. Aber das ist selten und die Story ist einfach größer und wie ich finde, in Sachen Computerspiel große Kunst und ein Referenzwerk.

Vor über 40 Jahren habe ich zufällig „Nackt und Zerfleischt“ im Kino gesehen. Das war schlicht und ergreifend kranke Scheiße! In Deutschland sind bis heute alle Fassungen des Films entweder beschlagnahmt oder indiziert. Und das ist gut so! Damals habe ich eine ganze Weile gebraucht, um das zu verarbeiten, genauso wie der Film „Der goldene Handschuh“. Der hat mich auch einige Wochen lang beschäftigt, weil er so tief in die menschlichen Abgründe und Niederträchtigkeiten blickt.

Diese Filme sind ekelhaft, abstoßend, seltsam faszinierend und ja, es ist auch Kunst. Und doch fragt man sich beim Anschauen, warum man das überhaupt macht! und ganz klar, manche Dinge muss man einfach nicht sehen oder lesen!

Es gibt viele Momente, in denen ich mich frage, ob solche Geschichten wirklich nötig sind. Warum schreibe ich dann darüber? Weil es, ob man es mag oder nicht, ein Teil der Kultur und in diesem Fall der Comic-Literatur ist – und Ennis gehört zu den Autoren, die auf diesem Gebiet Geschichte geschrieben haben.

Und wie „Red Room – The Antisocial Network„, über das ich bereits berichtet habe, ist Crossed ähnlich krass und schwer verdaulich.

Auch wenn ich persönlich mit vielen der Stilmittel von Garth Ennis nichts anfangen kann, wirft er in seinen Geschichten oft interessante, fast schon philosophische Fragen auf: Wie weit ist der Mensch bereit zu gehen, um in einer barbarischen Welt zu überleben? Und was bleibt von der Zivilisation übrig, wenn alle gesellschaftlichen Schranken fallen?

Die postapokalyptische Horrorserie, in der Menschen zu blutrünstigen Wahnsinnigen mit einem Kreuz im Gesicht werden, spielt mit genau diesen düsteren Themen.

Was man Ennis zugute halten sollte, sind seine Darstellungen von Männerfreundschaften und seine ungewöhnlichen, oft unerwarteten Enden. Sie bieten dem Leser zumindest ein gewisses emotionales Gegengewicht zu all dem Chaos und der Gewalt.

Die Zeicher Jacen Burrows, Leandro Rizzo und Raulo Caceres machen dennoch ihren Job sehr gut!

Ich denke, dieses Werk ist vor allem etwas für Fans, die sich von solchen Inhalten nicht in eine bestimmte Richtung beeinflussen lassen, sondern diese Art von Geschichten mögen und damit umgehen können, ohne sie zu verherrlichen.


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