Das Internet ist ein Teil unseres täglichen Lebens, und es gab und gibt in der Menschheit immer schon Exzesse, Begierden, Süchte und psychische Abgründe.
Nichts, was es nicht gibt! Und hier, statt der schönen, heilen und oft vorgetäuschten Welt der Influencer, die oft auch aus den gleichen, durch Filter verzerrten und weichgezeichneten Masken besteht, die vorgeben, einzigartig und individuell zu sein, obwohl sie am Ende doch alle gleich sind und in ihrem alltäglichen Influencer-Einheitsbrei langweilen. „Red Room – The Antisocial Network“ ist ein sehr ungeschminkter und ungefilterter Spiegel, der uns die andere Seite, die Wahrheit und das, was Abscheu und Ekel ausmachen kann, mit aller Härte vor Augen führt.
Das ist nicht meine Welt! Das möchte ich hier in aller Deutlichkeit sagen. Aber es gibt diese Welt, die Schattenseite des Internets. Das Dark Web.
Und es gibt Menschen, die sich am Leid anderer Menschen ergötzen, die eine große Lust am Zufügen von Schmerz und Leid und sogar am Töten haben und es gibt eben auch Menschen, die sich daran ergötzen. Um diese Graphic Novel zu lesen, muss man schon sehr starke Nerven haben. Sie zeigt, was es alles gibt, schonungslos.
Aber sie zeigt auch Wahrheiten und bringt einen immer wieder zum Nachdenken. „WTF – das passiert wirklich?“ Vielleicht ist es in „Red Room – The Antisocial Network“ hier und da etwas überspitzt und übertrieben. Oder etwa doch nicht? Wer kann das schon verifizieren? Vorstellbar ist es allemal.

Und man sieht es ein bisschen anders, wenn man schon viel „kranken Scheiß“ gelesen und vielleicht auch gesehen hat. Das Buch ist keine Lobeshymne auf das Dark Web (oder Darknet), es ist ein Bericht, das ist ein Spiegel vor Augen halten.
Es ist ein abscheulich faszinierender und grafisch sehr gut inszenierter Alptraumausflug in die Seelen und in die Taten von Menschen gegen Menschen. Es ist kein soziales, sondern ein antisoziales Netzwerk.
Das DARK WEB sorgt für anonymes surfen im Internet, ohne jegliche Konsequenzen. KRYPTOWÄHRUNG hinterlässt keine nachweisliche Spur, was für noch mehr Verschleierung sorgt. Diese Werkzeuge nähren eine wachsende, ruchlose Subkultur und ein Gewerbe aus MORD zum SPASS über live WEBCAM-Übertragungen.
WER würde sich bei einem so kranken Geschäft beteiligen?
WER sind die Opfer?
WER sind die Kunden?
WER sind die Mörder?
Finde es heraus!
Der Schweizer Verlag Skinless Crow bringt hier eine auf 666 Exemplare limitierte Graphic-Novel heraus, die es in sich hat.

Das Schlechte/Gute daran ist, dass es einen zu fesseln vermag. Nicht wegen der Fakten. Sondern wegen des Horrors und der wirklich handwerklich sehr gut gezeichneten Panels. Ein grafischer Stil, der mich anspricht.
„Red Room“ von Ed Piskor ist neben (dem sehr guten) „Monsters“ von Barry Windsor-Smith, dem seltsamen fiktionalen „Crossed“ von Garth Ennis wohl eindeutig nichts für Kinder und Menschen mit schwachen Nerven. Aber „Red Room – The Antisocial Network“ ist ein Buch, das man nach der Lektüre nicht einfach weglegt, sondern das einen nachdenklich macht über eine vermeintlich kranke Welt, in der es eben auch so etwas gibt.
Dieses Buch wurde mir freundlicherweise vom Skinless Crow zur Verfügung gestellt. Auf meine Meinung hat das keinen Einfluss.