Dieser Wälzer namens „Columbusstraße“ ist vor ein paar Tagen eingetroffen und ist ein wirklich tolles, teilweise beklemmendes Werk, das man im Regal haben sollte, wenn man sich auch nur ein bisschen für Comics und Graphic Novels interessiert.

Worum geht es?

Eine Familiensaga im Zweiten Weltkrieg.

Tobi Dahmen findet nach dem Tod seines Vaters eine Sammlung alter Familienbriefe. Aus den bewegenden Zeugnissen rekonstruiert er eine Chronik der deutschen Kriegsjahre im Spiegel seiner eigenen Familiengeschichte.

Akribisch recherchiert, einfühlsam erzählt.

In seiner mitreißenden Graphic Novel erzählt Tobi Dahmen nicht nur die Geschichte seiner Familie, sondern reflektiert auf eindrucksvolle Weise die deutsche Vergangenheit und die Frage nach politischer und persönlicher Verantwortung.

Die Art und Weise, wie Tobi Dahmen zeichnet und illustriert, gefällt mir sehr gut und passt perfekt zum Thema. Schon nach den ersten Seiten bin ich in der spannenden, berührenden, traurigen und hoffnungsvollen Geschichte gefangen.

Die Bildsprache ist einfach großartig. Und man fragt sich immer wieder, wie das eigentlich in der eigenen Familie war. Bei meinen Vorfahren gab es auch 2 Seiten der Medaille. Eine dunkle und eine helle.

Und ich finde, so ein Werk sollte man unbedingt als Schulstoff verwenden. Wir hatten in der Schule Dürrematts ‚Die Physiker‘ und so weiter.

Im Geschichtsunterricht in den 1980er Jahren wurde uns von einem wirklich fiesen und verbiesterten Lehrer im wahrsten Sinne des Wortes förmlich eingeprügelt: „Wir (Kinder zwischen 10 und 12 Jahren) sind schuld am Dritten Reich und dass es Nazis gab.“

Das haben wir uns nicht gefallen lassen und uns zur Wehr gesetzt.

Um es ganz deutlich zu sagen: Das hat uns im Grunde genommen nicht sehr viel gebracht. Wir waren Kinder und wurden von diesem Mann direkt angegriffen.

Er gab uns Schuldgefühle für Sachen, die wir damals nicht verstehen konnten und bei denen im schlimmsten Fall sogar unsere Großeltern beteiligt waren.

Lehrer sollten wissen, dass sie mit solchen Methoden keinen pädagogischen Mehrwert schaffen. Es ist deshalb wichtig, dass sie Bücher wie dieses im Schulunterricht zumindest mal vorstellen und mit den Schülern besprechen.

Das hier ist wahre Geschichte und das sollte auch gelesen werden, gerade in der heutigen Zeit, wo die braune Suppe hier und da stark überschwappt.

Für mich ganz klar ein Highlight in Sachen Comic/Graphic Novel und Geschichte und deren Aufarbeitung! Auf jeden Fall eines der Bücher des Jahres 2024.

Dieses Buch wurde mir freundlicherweise vom Carlsen Verlag zur Verfügung gestellt. Meine Meinung wird dadurch selbstverständlich nicht beeinflusst!