Historische Romane: Hübsche Wanderhuren, heldenhafte Ritter

Historische Romane: Hübsche Wanderhuren, heldenhafte Ritter

Ich wäre froh gewesen, wenn ich damals in der Schule so etwas wie historische Romane als Lektüre im Geschichtsunterricht gehabt hätte!

Natürlich ist das alles manchmal etwas trocken und sicher nicht jedermanns Sache. Nicht jeder sogenannte Mittelalterroman kann eine Wanderhure beherbergen. Oder gar den langhaarigen, edelstahlgepanzerten Helden auf weißen Pferden reiten lassen, während mit viel Fantasie so etwas wie mittelalterliches Flair vorgegaukelt wird.

Das mit der Wanderhure soll nicht despektierlich klingen. Ich schätze das Autorenduo Iny Lorenz sehr. Das liegt nicht nur daran, dass ich Iny Klocke und Elmar Wohlrath seit 1983 aus unserer gemeinsamen Zeit im Science-Fiction- und Fantasy-Fandom persönlich kenne und mit beiden einige sehr gute Begegnungen und Gespräche hatte.

Während ich diese Zeilen schreibe, erinnere ich mich sehr gerne an das Jahr 1986, als wir auf Elmars elterlichem Bauernhof in Bayern zu Gast waren, und an das spätere Treffen im Sommer in Marburg mit guten Gesprächen.

»Die Wanderhure« dürfte den meisten aber neben Ken Follets »Die Säulen der Erde« und Umberto Ecos »Der Name der Rose« am bekanntesten sein. Es war eben nicht alles so, wie man zu wissen glaubt!

»Der historische Roman gilt als ein „Romantypus, der historische Gestalten und Vorfälle behandelt oder doch in historisch beglaubigter Umgebung spielt und auf einem bestimmten Geschichtsbild beruht“. Die zeitliche Distanz macht in der Regel eine aufwendige Recherche, bestehend aus der Lektüre von Geschichtsdarstellungen oder einen direkten Zugang zu Quellen unumgänglich. Die Forderung nach einer Authentizität des Historischen ist ein Relikt aus der Entstehungszeit der frühen historischen Romane, die zusammenfällt mit den neuzeitlichen Bestrebung eine korrekte Darstellungen der Geschichte zu liefern, welche nicht länger bloß Herrscherlob oder die nachträgliche Legitimation politischer Entscheidungen verfolgt, sondern die Geschichte zum Gegenstand einer kritischen Betrachtung erhebt.

Ein historischer Roman kann von fiktiven Personen handeln, die in einer bestimmten Epoche leben, oder von historischen Personen. Im letzteren Fall werden tatsächliche Erlebnisse der Person narrativ aufgearbeitet oder Erlebnisse erfunden. Da Romane den Gesetzen der Erzählkunst folgen und nicht denen der Geschichtswissenschaft, kann ein Schriftsteller dazu neigen, von historischen Fakten stark abzuweichen.«Nicht zu den historischen Romanen zählt man die Fantasy-Romane, die mit Versatzstücken aus dem Mittelalter spielen und oft auch übernatürliche Elemente einführen. Auch die Neubearbeitungen von Sagen und Legenden gehören nicht dazu, ebenso wenig stark schematisierte Genres wie Wild-West- oder Rittergeschichten.«

Was ich aber auch gar nicht so schlecht finde. Schließlich hat man Interesse an dieser Zeit und man lernt ja auch eine Menge. Auch wenn es eigentlich ganz klar sein sollte: Mittelalter ist nicht Fantasy und auch nicht LARP! Obwohl mir beides sehr gut gefällt.

Aber zurück zum historischen Roman. Ich finde es toll, wie hier in Romanbiographien in Romanform Wissen vermittelt wird. Meistens ganz spannend. Ich selbst habe durch die Bücher meines Vaters Thomas R. P. Mielke und anderer Autoren viel gelernt.

Und wie gesagt, ich finde diese Bücher allemal besser als das, was man uns damals in der Schule staubtrocken und bieder einzutrichtern versuchte. Und deshalb finde ich es gut, dass es historische Romane gibt. Mal mehr, mal weniger fiktiv. Aber alle auf ihre Art anregend, manchmal Wissen vermittelnd, manchmal zum Schmunzeln, oft auch zum Nachdenken und mit dem Gefühl: „Das ist eine spannende Sache. Darüber will ich mehr wissen!“

Allein dafür danke ich den Autoren und natürlich meinem Vater, der das alles zelebriert und mir auch das eine oder andere beigebracht hat. Es war eine aufregende und spannende Zeit, mit ihm an den Manuskripten von »Karl Martell« und »Attila – König der Hunnen« zu arbeiten. Und natürlich seinen Erzählungen zuzuhören. Von meinem Vater und vielen Schriftstellerkolleginnen und -kollegen, die sich mit dem Thema beschäftigt haben, habe ich mehr über Geschichte gelernt als in der Schule.

Unser Pech als Schüler war vielleicht auch, dass wir einen sehr merkwürdigen Geschichtslehrer hatten. Der uns 12- bis 14-Jährigen in den Jahren 1976 bis 1980 die Schuld für das Dritte Reich und den Holocaust eintrichtern, ja sogar einprügeln wollte.

Erst durch Bücher und historische Romane bekam ich Lust, mich mit den Dingen auseinanderzusetzen. Irgendwo war und ist immer meine Grundneugier vorhanden. Es kann aber auch sein, dass ich mich nur für bestimmte Epochen oder Regionen interessiere.

Und das Medium ist dann oft mehr als „nur“ ein Buch. Auch der Film oder das Computerspiel sind Dinge, die gerne genutzt werden. Es muss zunächst nicht alles hundertprozentig richtig sein. Es kann ein Stück weit Wissensvermittlung sein. Es kann mich neugierig machen auf mehr. Dann ist es etwas Gutes für mich!

Bei dem »Foto«, das oben zu sehen ist, handelt es sich um einen von mir bearbeiteten Screenshot aus dem wirklich guten Spiel »Crusader Kings III«.

Crusader Kings III ist ein globales Strategiespiel, das im Mittelalter spielt und in pausierbarer Echtzeit gespielt wird. Das Paar da oben ist der edle Herr Valharik mit seiner schönen Frau Silma. Sie sind die Gründungsfiguren meiner Dynastie, die nun schon 10 Generationen besteht.


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