Codex Seraphinianus

Codex Seraphinianus

Wer Bücher mag und geheimnisvolle Dinge ergründen möchte, der sollte dieses fantastische Werk in seiner Bibliothek haben.

Dieses Buch hat mich seit den 1980er-Jahren nicht losgelassen. Immer wieder streifte es – mal mehr, mal weniger – meinen Horizont. Bekannte und Freunde schwärmten davon. Auch mein Vater war fasziniert davon.
Das Buch war oft unverschämt teuer, sodass ich Abstand von einem Kauf nahm. Erst vor ein paar Jahren bekam ich es von meiner Liebsten geschenkt.

Ja, manchmal hat man beim Stöbern durchaus das Gefühl, dass es den Preis wert ist. Denn wohl kaum ein Buch legt man entweder sofort entnervt weg, weil einem die Fantasie fehlt und man keine Lust hat, sich darauf einzulassen oder man taucht gern und oft die knapp 400 Seiten umfassende geheimnisvolle Welt von Luigi Serafini – der den Codex Seraphinianus geschaffen hat – ein. Ich selbst gehöre ganz klar zu Letzteren!

Codex Seraphinianus

Der Codex Seraphinianus ist ein Künstlerbuch des italienischen Architekten, Industriedesigners und Künstlers Luigi Serafini, das er in 30 Monaten zwischen 1976 und 1978 geschrieben und illustriert hat.

Es umfasst, je nach Edition, etwa 360 Seiten, und scheint eine illustrierte Enzyklopädie aus einer anderen, fremdartigen Welt zu sein. Der Text ist in einer Phantasiesprache mit erfundenen Schriftzeichen gedruckt und mit farbigen, surrealistischen und detailgenauen Illustrationen üppig ausgestattet. Es erinnert in seinem Aussehen an das Voynich-Manuskript, der Leser assoziiert Schriften untergegangener Kulturen, die für uns nicht mehr lesbar sind.

Literarische und künstlerische Paten des Buches sind einerseits Diderots Enzyklopädie, in der das Wissen des 18. Jahrhunderts zusammengefasst und geordnet vorgestellt und mit detaillierten Illustrationen veranschaulicht wird, und ebenso die phantastische Bilderwelt eines Hieronymus Bosch und die von Borges zitierte – fingierte – Chinesische Enzyklopädie.

Das Buch wurde erstmals 1981 in einer zweibändigen Ausgabe von dem italienischen Künstler und Verleger Franco Maria Ricci herausgegeben und veröffentlicht, der sich auf sorgfältige und kostspielige Faksimile-Ausgaben von herausragenden Zeugnissen der Buchkunst und auf die Förderung junger Künstler spezialisiert hat und eine Gesamtausgabe der Werke von Borges im Programm hat. Das Papier des kostspielig gefertigten und in kleiner Auflage gedruckten Buchs ist handgefertigt, es ist in Seide mit Goldprägung gebunden und mit einer Mappe aus Karton und Halbleinen geschützt.

Eine einbändige Ausgabe folgte 1993, 2006 erschien eine überarbeitete italienische Ausgabe mit neuen Illustrationen.*

Es ist voll mit Details und verrückten wie genialen Ideen. Es ist ein Buch zum Stöbern, zum Spinnen, zum Forschen und regt die Fantasie an.

Dieses Buch verleiht man nicht! Auch nicht an Geschwister oder beste Freund:innen. Dann ist es weg! Es ist ein kleiner Schatz, der in die eigene Bibliothek gehört.

Für mich persönlich ist der Codex Seraphinianus ganz klar ein Muss für Freunde interessanter Bücher und ausgefallener Dinge, die man nicht erklären kann. Vielleicht weil man sie auch gar nicht erklären, sondern sich darauf einlassen muss?

*Aus der Wikipdia