Die Stadt Wolfenbüttel in Niedersachsen hatte ich zugegebenermaßen nie wirklich auf dem Schirm.
Mein Vater schwärmte zwar immer von Wolfenbüttel, weil er ab und an als Schriftsteller in der Bundesakademie für kulturelle Bildung Wolfenbüttel zugegen ist.
Ich selbst kannte eigentlich aus Wolfenbüttel nur den Jägermeister.
Als bekennender Fernet Branca Genießer :-), ging das also auch mehr oder weniger immer an mir vorbei.
In Wolfenbüttel habe ich ihn dann mal bewusst getrunken. Eiskalt muss er sein!
Aber warum Wolfenbüttel?
Wie es der Zufall wollte, kam ich über drei Ecken und vermutlich auch als einer der Niedersachsen-Botschafter (ich schrieb ja bereits einiges unter #meinNiedersachsen dazu) mit Björn von der Stadt Wolfenbüttel online in Kontakt.
Man war sich sympathisch, vereinbarte einen Besuch in Wolfenbüttel und lernte sich bereits vorab auf der ITB in Berlin kennen.
Ich war spontan davon begeistert, das man sich auch mit mir und meinen Vorlieben, sowie dem Konzept meiner Seite BURGTURM befasst hat.
Daraus geht dann auch bekanntlich hervor, dass ich Fachwerk so ziemlich gut, wenn nicht sogar faszinierend finde.
Es wurde mir daher glatt für das Wochenende ein eigenes Fachwerkhaus zur Verfügung gestellt. Ein Extra-Danke dafür!
Und es war nicht irgendein Fachwerkhaus, sondern das schmalste Haus in Niedersachsen. Ein wirklich schönes und muckeliges kleines Schmuckstück in Sachen Fachwerk.
Ich berichtete im Artikel „das schmale Haus in Wolfenbüttel“ darüber.
Somit war diese Kooperation aus meiner Sicht eine Erfolgsgeschichte!
Wolfenbüttel kann was. Viel sogar!
So viel, dass ich gar nicht alles an einem Wochenende erfassen und erkunden konnte. Was im Umkehrschluss dann wohl bedeutet, ich muss nochmal hin!
Zuerst einmal begeistert natürlich das allgegenwärtige Fachwerk in Wolfenbüttel.
Eine Menge an wundervollen, sehr schön erhaltenen und an vielen Ecken mit Liebe gestalteten Häuser kann man hier entdecken.
Der Spaziergang mit dem Fachwerkspezialisten Herrn Wolf, war für mich ganz klar ein Highlight.
Viele schöne Ecken, interessante historische Geschichten und die eine oder andere Anekdote zu bestimmten Häusern und deren Geschichte, saugte ich wie ein trockener Schwamm auf.
Wolfenbüttel wurde im Krieg verschont und dadurch nicht so in Mitleidenschaft gezogen wie zum Beispiel Braunschweig. Auch findet man deshalb und zum Glück in der Altstadt und im Stadtkern – bis auf ein, zwei Ausnahmen – nicht die Bausünden der Nachkriegszeit.
Das Wolfenbüttel neben Fachwerk noch mehr zu bieten hat, erwähnte ich bereits.
Der gute alte Lessing lebte hier. Man kann sein Heim besichtigen und es ist schon ein etwas erhebende Gefühl, wenn man in dem Raum steht, in dem mit großer Wahrscheinlichkeit Nathan der Weise geschrieben wurde.
Nathan der Weise ist der Titel und die Hauptfigur eines fünfaktigen Ideendramas von Gotthold Ephraim Lessing, das 1779 veröffentlicht und am 14. April 1783 in Berlin uraufgeführt wurde. Das Werk hat als Themenschwerpunkte den Humanismus und den Toleranzgedanken der Aufklärung. Besonders berühmt wurde die Ringparabel im dritten Aufzug des Dramas.
Quelle: Wikipedia
Das Schloss ist protzig-schön und interessant, wie es sich eben für ein gutes Schloss gehört! Mit seinen – ich nenne sie mal salopp – Fake-Fenstern wirkt es wirklich imposant.
Hier wurde übrigens auch ein Teil des Films „Der ganz große Traum“ mit Daniel Brühl gedreht, der davon handelt, wie der Fußball nach Deutschland kam.
Auch die Kirchen sind spannend. Interessant, gewaltig und immer wieder von der Architektur und dem Interieur her beeindruckend.
Spazieren gehen in Wolfenbüttel macht einfach Spaß!
Man flaniert die Straßen entlang, schaut dem Treiben auf dem Markt zu und genießt in den zahlreichen Cafés ein Käffchen oder ein Stück Kuchen.
Letzteres tat ich im Schlüter / Richters Café, in dem ich auch gut, lecker und günstig frühstückte.
Der Park mit den alten Bäumen und der Villa erinnerte mich ein wenig an einen American Horror Film. Schaurig schön. Wobei es nur die Seeliger-Villa ist, die da im gleichnamigen Seeliger Park steht.
Es war alles wirklich sehr stimmungsvoll. Die Kirschblüte legte auch gerade mächtig los, sodass hier der eine oder andere Baumfreund voll zum Zuge kam. Ich selbst mag so was auch immer sehr gerne!
Das „eigene Haus“ wurde immer wieder von Touristen bestaunt. Man kam sich schon toll vor, wenn man die Haustüre öffnete und die Menschen einem leicht neidisch hinterher schauten. Klar, wer möchte nicht gerne so ein Schmuckstückchen bewohnen?
Im Rathaus fand an diesem Wochenende ein Reiseblogger-Barcamp statt, dass ich auch kurz als Gast besuchte, um ein paar alte und neue Freunde, sowie Bloggerkollegen zu treffen.
An dieser Stelle: Super organisiert von Romy, Stephie und Björn. Danke, dass ich Gast sein durfte und mal rein schnuppern konnte!
Mein Weg führte mich kreuz und quer durch Wolfenbüttel und auch darum herum.
Ein Abstecher etwas außerhalb der Stadt, brachte mich ins Café Verum, genauer dem Gärtnereicafé Verum was ich wirklich empfehlen kann.
Klein Venedig verzaubert mit seiner Verträumtheit. Hier kann man die Seele baumeln lassen!
Im Gespräch mit Schumachermeister Jahnke, der mir seine Werkstatt zeigte und diverse Arbeitsschritte und Materialien näher brachte, keimte in mir meine alte Handwerkerzeit und die Liebe zum echten und mit Leidenschaft geschaffenen Handwerk wieder auf.
Wolfenbüttel hat sehr viel Charme, viele schöne Ecken.
Es ist nicht überlaufen und nicht voller Touristen.
Mir gefällt die Stimmung: Es ist nicht hektisch und die Menschen, die ich traf, waren allesamt nett und freundlich.
Ich merkte auch, dass den Machern und den Tourismusprofis von Wolfenbüttel viel Liebe und Leidenschaft entsprang, was ihre Stadt betraf.
Schon alleine das Comic zur Geschichte Wolfenbüttels ist sehr gut gestaltet, witzig und innovativ. Man lernt auf diese Art eine Menge über Wolfenbüttel. So etwas hätte ich mir in der stinklangweiligen Geschichtsstunde damals gewünscht.
Wer auf Bücher steht und – so wie ich – Atlanten mag, wer Schriften mag, sollte unbedingt einen Besuch in der Herzog August Bibliothek einplanen.
Die Sammlung der Bücher und Handschriften Herzog Augusts des Jüngeren bildet neben einer Vielzahl anderer Sammlungen den Kern der Wolfenbütteler Forschungsbibliothek. Als Teil der internationalen Mittelalter- und Frühneuzeitforschung ergänzen wir ständig unsere Bestände und erweitern die Zugangs- und Benutzungsmöglichkeiten.
Hier im BURGTURM sind einige Atlanten vorhanden. Unter anderem eine Faksimile des Mercator Atlas.
Diesen nun mal in echt zu sehen bzw. einen Globus von Mercator, war schon beeindruckend.
Ebenso faszinierend sind die über 100000 Bücher die jedem Freund von Handwerk und dem beschriebenen Wort ein Seufzer der Entzückung entlocken.
In der Herzog August Bibliothek befinden sich ca. 1 Million Medieneinheiten, darunter ca. 11.800 Handschriften, fast 3.500 Inkunabeln und mehr als 400.000 alte Drucke. Zu den Sondersammlungen der Bibliothek zählen außerdem 15 Blockbücher, über 4.000 Künstlerbücher, eine Bibelsammlung mit mehr als 3.000 verschiedenen Ausgaben, etwa 13.150 Leichenpredigten, 150 Ölgemälde, die Graphische Sammlung mit 12.000 Blättern Holzschnitten, Kupferstichen, Lithografien und Zeichnungen sowie illustrierte Flugblätter, Porträts, 3.000 historische Landkarten, 120 Atlanten und 10 Globen aus dem 16. bis 18. Jahrhundert. Die Bibliothek enthält auch umfangreiche Sammlungen von Musikalien, historischen Postkarten, Theaterzetteln und Einbanddurchreibungen.
Quelle: Wikipedia
Super fand ich die Schriftensammlung von Herrn Zapf. Das war als Schriftfreund und Designer schon ein kleines Highlight für mich. Da hier Schriftgeschichte gezeigt wurde. Ich würde sehr gern das eine oder andere ausgestellte Stück als Poster erwerben. Aber leider gibt es das nicht. Dies vielleicht als Anregung an die Bibliothek.
Wolfenbüttel war super!
Ich traf eine Menge toller Leute und knüpfte neue Kontakte, lernte tolle Menschen, wie den Schumachermeister Jahnke, Herrn Wolf und natürlich Stephie und Björn kennen. Und auch die Bloggerkollegen (von denen ich bis dato nur die Online-Präsenzen kannte), die ich auf dem Barcamp traf, sind natürlich nicht zu vergessen.
Danke auch nochmal an meine Hausbesitzerin Wiebke, die mir das Fachwerkhaus „das schmale Haus“ zur Verfügung stellte.
Herzlichen Dank allen Beteiligten für die Zeit und die Gespräche. Wolfenbüttel bleibt mir dadurch in sehr guter Erinnerung.
Und vielleicht sehen wir uns wieder?
Ich komme jedenfalls gerne nochmal zurück nach Wolfenbüttel. Denn es gibt noch eine Menge zu sehen!
Die Stadt Wolfenbüttel hat mich eingeladen. Meine Meinung wird davon wie immer nicht beeinflusst. Wer mich und BURGTURM kennt, weiß das. Diese Stadt hat genau meinen Fachwerkspleen getroffen und ich habe mich auch etwas in Wolfenbüttel verliebt. Das hätte ich auch ohne Einladung getan!